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Lingners Hang nach oben
- die Standseilbahn am Lingnerschloß
Geschichte
Baron von Stockhausen, Kammerherr des Prinzen Albrecht von Preußen, ließ die Villa Stockhausen 1850 – 1853 im Stil des Berliner Spätklassizismus errichten. Prinz Albrecht selbst lebte mit seiner zweiten Ehefrau bis zur Fertigstellung von Schloss Albrechtsberg 1854 in der Villa seines Kammerherrn. Die Villa Stockhausen verblieb fast 40 Jahre im Besitz der Familie des Barons. Danach erwarb sie 1891 der Nähmaschinenfabrikant Bruno Naumann. 1906 kaufte der „Erfinder“ der Zahncreme, Produzent des Mundwassers „Odol“ und Stifter des Dresdner Hygienemuseums – Karl August Lingner – das Gebäude. Seither wird die Villa Lingnerschloss genannt. Das Lingnerschloss ist das geografisch mittlere der drei Elbschlösser in Dresden.
Bau und Technik
Dem kranken Lingner fiel es
zunehmend schwer, die vielen Stufen durch seinen Terrassengarten zu steigen.
Angeregt durch die benachbarte Loschwitzer Standseilbahn ließ er 1908 am östlichen Ende des Weinbergs eine Kabinen-Seilbahn errichten, deren
“Bergstation”
(das ehemalige Maschinenhaus) und
Trassenführung noch erhalten sind. Die von der
Firma Kühnscherf & Söhne
projektierte und nicht für den öffentlichen Verkehr gedachte Bahn war 90 Meter lang und überwand dabei einen Höhenunterschied von 40 Metern. Sie sollte sich in den Garten integrieren und keinesfalls auffallen. Auf der eingleisigen Strecke fuhr nur ein Wagen. Das notwendige Gegengewicht fuhr auf schmaleren Gleisen
unterhalb des Zugseils. Die Fahrschienen lagen auf erhöht angebrachten Längsträgern, das Gegengewicht lief unterhalb dieser Träger. Die einzige Fahrkabine bot Platz für 8 Personen, ruhte mit vier Federn auf einem zweiachsigen Untergestell, in dessen Mitte die Seile an einem Querträger angriffen. Der Wagen besaß eine Keilfangvorrichtung, welche beim Reißen oder Dehnen eines oder beider Seile sich auf den Schienen festklemmte.
Bewirkt wurde dies durch eine Geschwindigkeitsbremse, welche mittels einer
Gallschen Gelenkkette angetrieben wurde. Der Gegengewichtswagen besaß keine besondere Hemmvorrichtung.
Als Steuerung wurde die bei Aufzügen übliche "Impulso" Druckknopfsteuerung eingebaut - die erste Standseilbahn Deutschlands mit Steuerung vom Wagen aus war
geboren. Die Bahn hatte mehrere Haltepunkte an den Terrassen des Parks. Lingner konnte von der Kabine aus wählen, wie weit er fahren wollte. So konnten er und seine Gäste bequem vom Körnerweg zur Schloss-Terrasse hinauffahren.
Gras und Strauch gewinnen
Am 15. Juni 1916 verstarb Lingner, sein ganzes Vermögen hatte er der Stadt Dresden überlassen, die jedoch
keine Verwendung für die Bahn hatte. So wurde die Seilbahn stillgelegt, jedoch noch nicht abgerissen. Ab dem Jahr 1925, als die Energieversorgung im Bereich
der Bergstation von Gleich- auf Wechselstrom umgestellt wurde, hätte auch der Antrieb der Anlage umgebaut werden müssen, auch dies unterblieb. Bis 1933
überwucherten Gras und Buschwerk die Seilbahn. Für die erneute Umstellung des Energienetzes auf Drehstrom wurde das alte Maschinenhaus ausgeräumt, im gleichen Jahr wurden die Gleisanlage und die Wagen abgebrochen, die Wagenhalle wurde in einen Schuppen verwandelt.
Blick in die Zukunft
Mit einer Großspende in Höhe von 5 Millionen Euro, die am 7. Oktober 2011 vom
Unternehmen GlaxoSmithKline Biologicals an den Förderverein Lingnerschloss e.V. übergeben wurde, verkürzt sich die Projektlaufzeit der Sanierung des Lingnerschlosses um mehr als 7 Jahre. Darüber hinaus können durch die Zuwendung die Bergstation der ehemaligen Seilbahn, das Lingner-Mausoleum und die Außenanlagen instandgesetzt werden. Die historische Gartenanlage mit den Wasserspielen soll weitgehend wieder hergestellt werden. Auch ist daran gedacht, die Seilbahn neu zu bauen und ein Schiffsanlegestelle einzurichten.
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(September 2015) Die Bergstation ist bautechnisch wieder hergerichtet. Sogar die Schräge für die Wageneinfahrt wurde eingearbeitet. Diese wurde zur Sicherung mit Brettern versehen. Bei Strecke und Talstation sind noch keine weiteren Veränderungen zu sehen. ------------
(Juni 2016) Dem Förderverein liegt mittlerweile auch die Baugenehmigung vor. Das Projekt kostet etwa zwei Millionen Euro und wäre innerhalb von 18 Monaten realisierbar. Zuvor soll noch das Schloss fertig werden. Zwei Millionen Euro Spendengelder werden noch benötigt, dann wäre das Schloss in zwei Jahren fertig. Die Dresdner könnten also frühestens im Jahr 2020 eine dritte Bergbahn bekommen! ------------
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